„QUANTENSPRUNG IN DIE EWIGKEIT“

Leseeindrücke zum gleichnamigen Buch von Frau Ursula Kessel und ergänzende Worte

Vorbemerkungen:      Das Buchthema trifft genau mein Interessengebiet über das ich ja auch in diesem meinem Weblog der Ev. Akademie einige Texte veröffentlicht habe. Ich finde es bewundernswert, dass die Autorin sich ohne Fachstudium an diesen Themenkreis herangewagt hat; vielleicht war es sogar von Vorteil sich dadurch vorurteilsfreie Räume zu schaffen. Ich habe oft erlebt, wie  Fachleute heute davor zurück-scheuen, ihr eingefahrenes mechanistisch- deterministisches Weltbild zu korrigieren, um dem Siegeszug der QM Tribut zu leisten.  Offenbar  werden sie geblendet vom Erfolg der Newton-Physik in der Alltagswelt und glauben die QM „gehorcht“ auch, und zwar für kleine Größen unterhalb des „Heisenberg-Schnittes“. Solches Denken ist aber heute im Popperschen Sinn falsifiziert worden mit der QM als Siegerin und Quelle auch für die Alltagswelt.  A. Zeilinger vermutet, dass sich das auch angesichts der noch offenen Fragen in der QM nicht mehr ändern wird; so eindeutig sind die Ergebnisse aller Experimente (EPR 1982 von Alain Aspect bis heute, u.a. von Anton Zeilinger). Das Buch gehört zu den lesenswerten mit vielen Gedanken, die sich als richtig herausgestellt haben.  Nikolaus von Kues  (Cusanus) ist für mich der Philosoph, der, basierend auf antikem Gedankengut (u.a. Platon, Plotin), die heutigen Erkenntnisse „vorausgeahnt“ hat (1462 „Die Jagd nach Weisheit“). Er formuliert: Das „Machenkönnen“ (GOTT) ist ewig, transzendent und kann daher von uns nicht hinterfragt werden. Es schuf das „Werdenkönnen“ (eine geistige Größe), aus dem das wurde bzw. wird, das auch  werden konnte bzw. kann  (unsere reale Welt der Fakten). Das sind modernste QM-Gedanken  in altertümlichen Worten!  Ich komme darauf noch zurück.

Persönlicher Einschub:  Ich selbst habe Maschinenbau (Diplom) und theoret. Physik (Promotion) studiert. Im Beruf brauchte ich nie die QM. Ich litt aber über das Spannungsfeld Naturwissenschaft-Religion. Der aus der DDR stammende Physiker Dr. Fischbeck wirkte an der Ev. Akademie Mülheim und „öffnete“ in einer großen Seminarreihe („mit dem heutigen Wissen den Glauben denken können“) uns Teilnehmern den Blick für die o.g. Problematik. Es war wie ein Durchbruch, und eine erneute Beschäftigung mit der QM brachte mir die ersehnte Sicherheit. Theologie & Naturwissenschaft ergänzen einander und können gar nicht gegeneinander in Stellung gebracht werden. Aber der Preis ist die Aufgabe des Mechanistischen Weltbildes als Urgrund. Der QM gehört dieser Urgrund-Platz.  Ich bin der Ev. Akademie dankbar, dass sie mir ein Forum gegeben hat, die Erkenntnisse anderen mitzuteilen. Darüber ist  auch die Autorin  auf mich aufmerksam geworden und hat mir ein Buchexemplar zukommen lassen.   

 Mit großer Freude besuche ich Oberstufen-Leistungskurse (Gymnasium Q1) und trage den jungen Menschen aus meinem Wissen vor. Die positive Resonanz überwältigt mich jedes Mal.  An den UNIs wird QM leider noch nicht mit den hier dargelegten  Konsequenzen gelehrt.                                                                                                                          

Begriffsklärung:  Zur Verständigung ist eine gute Absprache über die verwendeten Begriffe Voraussetzung. Zur Wirklichkeit gehört alles was wirkt, und das ist viel mehr als die Realität der Fakten. Die Wirklichkeit ist zweigeteilt in einen epistemologischen (geistigen)Teil, und in einen ontologischen (dinglichen) Teil. Beispiel: Die Wirkung von Fürbitten-Gebeten  gehört zur Wirklichkeit, weil sie wirken, über das Geistige. Unsere Alltagswelt der Fakten gehört auch zur Wirklichkeit, aber in ihren dinglichen Teil. Den geistigen Teil nennt man die allumfassende QM-Potentialität in der alles möglich ist, den dinglichen Teil Realität. Für das eben Beschriebene hat sich auch der Begriff Quantenontologie eingebürgert, der von Dr. Fischbeck in seiner Schöpfungsgeschichte (zu finden auch in dieser Akademie-Webseite) benutzt wird.  Wenn man sich an diese Begriffe strikt hält, dann ist die Bericht-Erstattung solcher anspruchsvoller Themen wesentlich einfacher. Das ist meine Erfahrung.

Naturgesetze und Mathematik:    Ein Naturgesetz liegt dann vor, wenn es gelungen ist Erfahrungen der Wirklichkeit mathematisch zu spiegeln. Dass so etwas überhaupt möglich ist, gehört für mich zu dem Wunder der Schöpfung; transzendent und nicht weiter ergründbar. Die Naturgesetze sind untrennbar mit der Schöpfung verbunden. Der Schöpfer bricht sie nie, ER wirkt durch sie, immer! Der Glaube an Seine Treue zwingt mich zu dieser Auffassung.  Mathematik ist eine Geisteswissenschaft, in der der Mensch über Axiome & Logik die tollsten Gebilde schaffen kann. Ob, bzw. welche dieser Gebilde sich zur Naturbeschreibung eignen, kann der Mensch nicht entscheiden, sondern die Natur muss die Antwort über Experimentelle Ergebnisse geben. Ich pflege zu sagen: Der Schöpfer offenbart sich sowohl in alten Schriften,  als auch aktuell im Experiment. Maimonides hat deshalb schon vor 800 Jahren erkannt: „Widersprechen Bibelstellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, so sind sie [die Bibelstellen] allegorisch zu deuten“.  Damit wäre ein Stolperstein auf dem Versöhnungsweg zwischen Physik und Theologie ausgeräumt.   

 Aber ich muss noch tiefer schürfen.    Unsere Faktenrealität wird ausgezeichnet durch Gesetze mit reeller Mathematik gespiegelt. Daraus schöpft der Materialismus seine Kraft. Zur Spiegelung der Vorgänge in der QM-Potentialität muss man aber auf komplexe Mathematik zurückgreifen; die vergleichsweise einfache reelle Mathematik versagt da völlig. Der reelle Zahlenraum ist im komplexen enthalten (als eine relativ unendlich kleine Untermenge), aber nicht umgekehrt. Die Realität hängt deshalb  ursächlich von der Potentialität ab, etwa so wie der Fötus von der Mutter. Niemals kann die Mutter Teil vom Fötus sein, und genau diesen Unsinn behaupten die Materialisten, wenn sie die QM als Teil in ihre Welt „einpassen“  wollen. Aus der ursächlichen Potentialität wird als Folge Realität („Materie ist geronnener Geist“ pflegte H.P.Dürr zu sagen). Die Möglichkeiten der Potentialität sind unbegrenzt weshalb durch sie hervorgerufene Wirkungen in der Realität auftreten können, die die Materialisten  als „Wunder“ abstufen, die ihrer Meinung nach gar nicht sein können bzw. konnten.  Die Quantenontologie lehrt uns aber, dass auch materialistisch nicht erklärbare Erscheinungen passieren können, ohne dass dadurch auch nur  ein Gesetz (der durch die QM erweiterten Naturgesetze) gebrochen werden muss.  Damit wäre ein weiterer  entscheidender Stolperstein auf dem Versöhnungsweg zwischen Physik und Theologie ausgeräumt.     Mein WEBLOG-Text „Wunder“ behandelt diese Fragen ausführlicher.   

 Wie aus dem komplex-mathematischen Raum der QM-Potentialität reelle Vorhersagen (für Messergebnisse)   gewonnen werden können, hat  1932  J. v. Neumann gezeigt (Spurbildungs-Operator), heute setzt sich die Dekohärenz-Theorie  immer mehr durch.   Die reellen mathematischen Spiegelungen unserer Faktenrealität sind fast abgeschlossen. Aber  die entsprechende Beschreibung der QM-Potentialität durch die komplexe Mathematik steht erst am Anfang.  Werden wir je zu einem Abschluss kommen und eine TOE (Theorie of Everything) formulieren?  Ich habe da meine Zweifel. Im nächsten Abschnitt beleuchte ich diesen Punkt näher.

 Das bisher über Wirklichkeit und Realität Gesagte ist keine Interpretation der QM, sondern durch viele Messergebnisse  gesicherte Erfahrung, es gehört inzwischen zu den fundamentalen Prinzipien der QM.

  Im o.g.  „Werdenkönnen“ von Cusanus finde ich eine große Ähnlichkeit zu der heutigen QM-Potentialität . 

  Böse Ahnungen über den verherrlichten Materialismus seiner Zeit hat  der bekannte Psychoanalytiker C.G.Jung (1875-1961)  mit den Worten ausgedrückt:  „Als  die Wissenschaft  die Beseeltheit der Natur aufhob, da gab sie ihr keine andere Seele, sondern setzte die menschliche Ratio über die Natur. Die Wissenschaft würdigte die Naturseele nicht einmal eines Blickes. Wäre sie sich der welt-erschütternden Neuheit ihres Vorgehens bewusst gewesen, so hätte sie einen Moment innehalten und sich die Frage vorlegen müssen, ob nicht größte Vorsicht bei dieser Operation, wo der Urzustand der Menschheit  aufgehoben wurde, angezeigt  wäre."   [Ges. Werke 18Bd. Das symbolische Leben, Ziff. 1368]

Suche nach einer Weltformel (TOE):    Nach der Lektüre der einleitenden Hinführung im Buch   kam mir sofort die Idee,  den dortigen Dialog mit Paul Imhof  zu kommentieren.

Die Natur zu verstehen begann schon bei den Vorsokratikern in der Antike. Man versuchte philosophische Wege zu gehen, die Dominanz des Experiments war den Griechen praktisch unbekannt. Aristarch von Samos, der als erster das heliozentrische Weltbild, auf Grund von Beobachtungen, propagierte, erlitt „Schiffbruch“  mit seinen Ideen, ihm drohte sogar ein Prozess. Andererseits entstand eine spezielle Denkrichtung (Parmenides  ca. 500 v.Chr.), die von Platon aufgegriffen, ausgearbeitet und von Plotin weiterentwickelt wurde, die dem Geistigen die Priorität vor dem Materiellen gab. Ich vermute, dass der berühmte Prolog des Johannesevangeliums:  „Am Anfang war das Wort (Logos)…“  hier seine Wurzeln hat; ebenso die o.g. Einsichten von Cusanus.  Im Mittelalter hat für lange Zeit die Kirche alte biblische Weltsichten als „gültig“ erklärt (auch die Reformation änderte daran nichts), bis Kopernikus den heliozentrischen Aristarch- Gedanken wiederaufgriff.  Aber erst die Deutung von Giordano Bruno (Fixsterne sind im unendlichen Raum verteilte Sonnen) hat die Kirche herausgefordert und ihm 1600 den Tod eingebracht, insbesondere, da damals  noch keine Fixstern-Parallaxe messbar war(erst 1838 durch Bessel). Die Entwicklung ging über Galilei, Keppler, Newton und Laplace weiter und verhalf dem materialistischen Weltbild zum totalen Durchbruch. Alles war auf einmal berechenbar! Als Napoleon nach Gott fragte, bekam er von Laplace die berühmte Antwort: „Majestät, auf diese Hypothese kann ich verzichten“.  Man glaubte im Besitz einer TOE zu sein, mit Raum & Zeit als absolute Gegebenheiten. Aber Vorsicht! Die o.g. Warnung von C. G. Jung muss sehr ernst genommen werden! Maxwell und Boltzmann führten Erweiterungen ein und als Max Planck sagte, er wolle Theoretische Physik studieren, riet man ihm ab, denn es gäbe da nichts Wesentliches mehr  zu entdecken. Wir können dankbar sein, dass Planck dem Rat nicht folgte; denn er wurde zum Begründer einer neuen Physik, die über Einstein, Bohr, Heisenberg, Schrödinger, Dirac,….,  uns die Entdeckungen der SRT, ART u. QM  brachte. Im Buch wird das schön beschreiben. Von einer TOE war man auf einmal weit entfernt, und ist es noch heute! Alle TOE-Kandidaten haben so ihre Schwächen, die ich jetzt ansprechen möchte.

 Einstein versuchte seine ART-Feldgleichungen ab 1920 zu erweitern, um auch den Elektromagnetismus (EM) mit einzubeziehen. Trotz Jahrzehnte langer Bemühungen scheiterte er, da ART & EM Kontinuumstheorien sind  und eine TOE im Zuge der aufkommenden QM gequantelt sein muss. Aber wenn schon keine TOE, so könnten doch allgemeine Feldgleichungen aus ART & EM von großem anwendungstechnischen Nutzen sein. Ich denke, dass hier möglicherweise ein zukünftiges Forschungsfeld noch vor uns liegt.

Mitte der 50-ger Jahre hat Heisenberg eine „Weltformel“ auf Grund sehr anspruchsvoller Spinorenmathe-matik  aufgestellt.  Alles schien zu passen, die Begeisterung war groß, Heisenberg selbst formulierte:  “Ähnlich wie bei Plato sieht es daher so aus, als liege dieser scheinbar so komplizierten Welt aus Elementar-teilchen und Kraftfeldern eine einfache und durchsichtige mathematische Struktur zugrunde. Alle jene Zusammenhänge, die wir sonst als Naturgesetze in den verschiedenen Bereichen der Physik kennen, sollten sich aus dieser einen Struktur ableiten lassen.“  Aber heute spricht kaum noch jemand über  Heisenbergs „Weltformel.“  Immerhin konnte Heisenberg noch zeigen, dass seine Gleichung tatsächlich alle von der SRT & QM geforderten, sowie die für die Elementarteilchen bis dato empirisch gefundenen Symmetrieeigen-schaften besitzt.  Wird dieser Weg noch einmal aufgegriffen werden?

Der Weg zu einer TOE muss über eine ausformulierte Quantengravitation (QG)gehen, die leider noch aussteht. In meinem Studium wurde uns ein „kanonischer“ Quantisierungsweg gelehrt mit dem man rein formal aus der klassischen  Mechanik  den gesamten Formalismus der QM entwickeln kann. (QM Differential-Operatoren werden auf die Gesamt- Energie und den Impuls  angesetzt). Dies führt man wie ein Kochrezept aus und gelangt von der Newton –Mechanik zur Schrödingergleichung der QM.    Wheeler & de Witt haben vor 50 Jahren die ART diesem Rezept unterzogen, und erhielten die nach ihnen benannte Gleichung. Das muss die Grundgleichung der QG sein!  Leider trotzt die Wheeler-de Witt-Gleichung bis heute allgemeinen Lösungsversuchen (von Spezialfällen abgesehen). Sie verzichtet auf höhere Raumdimensionen und ist ohne Zeit. Eine aus ihr entwickelte QG ist Hintergrundunabhängig! Die Raumzeit wird nicht Apriori vorausgesetzt (wie bei Newton & Kant), sondern entsteht erst (Emergenz)  in der Theorie. Das ist sehr gut, denn ein Kandidat, der seinen Hintergrund voraussetzen muss, taugt nicht als TOE- Kandidat, denn dann müsse es ja ein Übergeordnetes geben, das den Hintergrund schafft. Durch eine raffinierte Variablen-Zusammenfassung ist es aber in den letzten Jahren gelungen, aus der Wheeler-de Witt-Gleichung die Schleifenquanten-Theorie (Loop-Theorie) zu entwickeln (hintergrundunabhängig, normale Raumzeit, keine Urknall-Singularität mit unendlicher Dichte, sondern eine Höchstdichte, vermutlich die Planck-Dichte, und Hinweise auf ein Vor-Universum). Die Raumzeit ist „gekörnt“ mit Korngrößen im Bereich der Planck-Längen.  Für mich ist dieser auch im Buch behandelte Kandidat sehr ernst zu nehmen, obwohl der Verträglichkeitsnachweis mit QM & ART noch offen ist.

Wegen der mathematischen Schwierigkeiten mit der Wheeler-de Witt-Gleichung wich die Physiker-Gemeinschaft auf einen neuen Kandidaten, der String-Theorie (später Superstring-Theorie und heute M-Theorie) aus. Man witterte die Möglichkeit, alle 4 Wechselwirkungen (Gravitation, EM, starke und schwache Kernkraft) unter einem Dach zu vereinigen. Dieser Kandidat hat ganze Physiker-Generationen beschäftigt, glänzt durch wunderschöne Mathematik in höheren Dimensionen und propagiert nahezu unendlich viele Multiversen. Ob der Schöpfer sich gerade diese Variante für sein Werk erwählt hat, ist mehr als offen. Kein einziges verifizierbares Ergebnis hat diese Theorie bisher  hervorgebracht; sie ist also auch noch nicht falsifizierbar und damit Mathematik, keine Physik. Außerdem ist sie hintergrundabhängig (die Strings schwingen in vorhandener Raumzeit),  sie ist in heutiger Form  nicht TOE-tauglich!          

Im Dez. 2010 erschien im Sc.  American ein Artikel von Lisi & Weatherhall aus dem ich erfuhr, dass die LIE-Gruppe E8  die Kraft hat, alle Wechselwirkungen und Elementarteilchen unserer  Realität widerzuspiegeln,  als Folge  sukzessiver Symmetriebrüche.  Aus der allumfassenden QM-Potentialität entstehen zuallererst  Raumzeit & Gravitation; in weiteren Brüchen Starke & Elektroschwache und danach zerfällt auch die Elektroschwache in Schwache & Elektromagnetische. Jetzt erst haben wir Gravitation, Starke-, Schwache- und EM-Wechselwirkung separiert und eingebettet in der Raumzeit vorliegen. Leider habe ich keine deutsche Übersetzung im Spektrum der Wissenschaften gefunden.  Die Lie-Gruppe E8 scheint ein guter TOE-Kandidat zu sein, hintergrundunabhängig, denn sie schafft sich ihren Hintergrund im ersten Symmetriebruch selbst.   Aber auch hier fehlt noch der QM-Verträglichkeitsnachweis.

Eine Bemerkung kann ich mir aber nicht ersparen. Eine TOE, die ihrem anspruchsvollen Namen gerecht werden will, muss alles spiegeln können, auch die sog. feinstofflichen Erscheinungen (das  Buch bringt eine Reihe von interessanten Beispielen), die selbstverständlich in der QM-Potentialität auch enthalten sind.   Alle genannten TOE-Kandidaten bringen das nicht. P.Kleinert schreibt in seinem sehr lesenswerten Buch „Rationale Religiosität“ S. 148ff, dass  aus Topologie & Gruppentheorie eine umfassende Gesamttheorie  entwickelt werden muss, bzw. schon wird, um eine echte TOE zu erhalten.   Werden wir Menschen das je schaffen? Da fällt mir ein herrliches Zitat von Einstein ein:  „Wer es unternimmt, auf dem Gebiet der Wahrheit und der Erkenntnis als Autorität aufzutreten, scheitert am Gelächter der Götter“.

 Interpretationen der QM :  In der QM wird heute wieder viel über Interpretationen bzw. Deutungen derselben nachgedacht, z.T. sogar gestritten. Den Freiraum dafür bildet der Umstand, dass die QM selbst  90 Jahre nach ihrer Formulierung durch Heisenberg(1901-1976) und Schrödinger(1887-1961) philosophisch noch nicht abgeschlossen werden konnte. Galt doch früher die heute als „orthodox“ bezeichnete sog. „Kopenhagener Interpretation“ der QM von Niels Bohr(1885-1962) als unumstößlich, so haben die nachfolgenden Physiker-Generationen -   besonders nach dem Tod der Gründerväter – sich ermutigt gefühlt, neu nachzudenken und eigene Interpretationen vorzustellen. Der historisch wohl berühmteste Ansatz stammt von David Bohm(1917-1992) -  von dem sogar Albert Einstein(1879-1955) sehr angetan war – der sich aber- leider- nicht in der  relativistischen Quantenfeldtheorie formulieren ließ,  und daher heute kaum noch  diskutiert wird. Ein Beispiel für eine moderne Interpretation, die auch im Buch erwähnt wird,  findet sich in der November-Ausgabe 2013 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT, „QBismus“ genannt, die die QM mit der Statistik von Thomas Bayes (1701-1761) verbindet und verspricht, dadurch rätselhafte Paradoxien der orthodoxen QM (z.B. „Schrödingers Katze“) aufzulösen.  Zur Verdeutlichung: Eine QM- Überlagerung der Katze, wonach die Katze vor der Beobachtung in Ihrer total abgeschirmten  Box  tot und lebendig gleichzeitig sei, und erst nach der Beobachtung tot oder lebendig vorgefunden wird, wird durch die viel plausiblere Aussage ersetzt, die Katze sei immer in ihrer Box tot oder  lebendig  gewesen und die QM-Überlagerung beschreibt nur den Denkzustand des Physikers.  Neue Interpretationen der QM  können nur dann ernst genommen werden, wenn aus den Berechnungen die gleichen Ergebnisse herauskommen, wie bei der orthodoxen Deutung, denn deren Übereinstimmung mit den Beobachtungen ist phänomenal; es sind die besten der gesamten Naturwissenschaft. Neue Sichtweisen, wie man das Geschehen auch verstehen könnte, sind der Lohn für neue Deutungen, wie das o.g. Beispiel ja auch zeigt. Viel Diskussionsstoff und Meinungsbildung sind da vorhanden. M.E. liegt sicher noch ein langer Weg vor uns, bis eine philosophisch allgemein befriedigende Deutung bzw.  Interpretation der QM vorliegen wird.   Das Buch  behandelt die Thematik in gleicher Weise.     Momentan herrscht in der Quantenwelt eine schier unglaubliche Dynamik der Ideen. Anton Zeilinger vermutet, dass die Information ein zentraler Begriff für die Deutung  unseres Weltbildes  werden wird. Immer mehr Wissenschaftler vermuten das auch.  Gerade ist in Sc. American (Juni 2017) der Leitartikel „The Quantum Multiverse“ erschienen mit überraschenden  Verbindungen zwischen Kosmologie und QM, die  Geheimnisse der Raumzeit lösen könnten.  Wir brauchen einen neuen Einstein, einen Querdenker, dem der Mainstream egal  ist, bereit gegen den Strom zu schwimmen, denn nur wer das tut, hat die Chance an die Quellen der Dinge zu gelangen. Dann könnte das Gelächter der Götter mal durch Staunen abgelöst werden.

Die Zeit:   Bis heute ist der Zeitbegriff von keinem Philosophen abschließend behandelt worden; auch nicht von Heidegger. Einstein und Schrödinger  haben in der ersten Hälfte des 20.Jhd. bahnbrechende Einsichten gehabt. Einstein relativiert in seiner SRT die „so selbstverständliche“ Gleichzeitigkeit, und Schrödinger entdeckt in der Mathematik der QM die Verschränkung mit Aufgabe der Lokalität durch Einführung instanter Wirkungen über beliebige Entfernungen. Das Buch widmet sich dieser Thematik zentral.  Ich besitze ein tolles Buch von Carlo Rovelli „Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint“, in dem er die Zeit thermodynamisch interpretiert. Über eine Welt ohne Zeit (Wheeler- de Witt-Gleichung) kommt durch Informationsmangel  an großen Ensembles ein Zeitpfeil in die Realität. Zugleich erzählt er die Geschichte, wie sich unser Welt-Wissen über die Jahrtausende entwickelt hat (alles wissenschaftlich exakt und trotzdem leicht zu lesen). 

Über die Relativität der Zeit sagt schon die Schrift „Eins aber sei Euch nicht verborgen ihr Lieben, dass ein Tag vor dem HERRN wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.“ (2.Petr 3,8 mit Bezug auf PS.90,4.)  In der modernen Sprache der Quantenontologie drückt Dr. Fiscbeck in seiner neuesten Arbeit zur Schöpfung aus: Die Quantentheorie kennt nämlich zwei Zeitabhängigkeiten, die unitäre und die faktische . Die unitäre ist die der Schrödinger-Gleichung. Sie stellt mathematisch die unitäre Rotation des Zustandsvektors im mathematischen Hilbert-Raum dar. Während des unitären Zeitablaufs „passiert nichts“. Er ist gleichsam eine Warteschleife des Geschehens, die unterbrochen wird durch die „Landung“ in der Raumzeit durch die Faktifizierung im Mess- bzw. Dekohärenz-Prozess. Erst dabei geschieht etwas, nämlich ein Ereignis einer Geschichte.“   (In Anmerkungen 1,1.)  Die heutige Formulierung erfordert eine Menge Kopfarbeit, die Sprache der Schrift geht einem direkt unter die Haut.  Die Aussage ist in beiden Fällen  im Grunde gleich; oder? 

Der Begriff der Ewigkeit, oder ewig hängt auch mit dem Zeitbegriff zusammen. Im Titel des Buches steht er und im Text gibt die Autorin ihm Ihre Deutung. Für unsere Religionswurzeln ist es aber wichtig zu wissen, dass die hebräische Sprache keine Begriffe für“ Haben“,“ Sein“ und “ewig“  kennt. Die Übersetzung der Ur-Texte ins Griechische (Septuaginta) musste misslingen.  Leider waren die Evangelisten und Briefeschreiber auf die Septuaginta angewiesen. Entsprechend vorsichtig lese und interpretiere ich unsere Schriften. Einfaches Beispiel: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ ist Unsinn, „von Weltzeit zu Weltzeit“ ist korrekt (Buber-Rosenzweig Übersetzung). Unsere Verheißung ist das „Ewige Leben.“ Was soll man sich darunter vorstellen? Ich weiß es nicht, niemand weiß  es, es gehört m. E. zur Transzendenz Gottes.

 

Bewusstsein:  Als Eva vom Baum der Erkenntnis naschte, und -gottseidank- auch Adam davon abgab, gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten Gut & Böse, d.h. sie errangen eine höhere Bewusstseinsstufe und wurden schuldfähig. Der ältere uns erhaltene Schöpfungsbericht legt die Szene in den Garten Eden. Meine Meinung dazu habe ich in einem Weblog-Artikel „Danke Eva“  veröffentlicht.  Damit bleibt aber die Frage, was Bewusstsein überhaupt ist, unbeantwortet. Dr. Fischbeck geht in seinem Bericht darauf ein. Es ist wahrscheinlich die schwierigste Frage der Wissenschaft. Ist Bewusstsein auf das Gehirn beschränkt, wie man es meistens noch annimmt?  Dann ginge mit dem Tod alle Information verloren. Oder gestattet die QM eine Verschränkung mit einem kosmischen Bewusstsein?   Dann ginge mit dem Tod nichts verloren! Prof. Lothar Schäfer behandelt diese Fragen in seinem Buch „Versteckte Wirklichkeit“  sehr überzeugend. Das von der Autorin  zitierte Buch „Der Quantenbeat des Lebens“ v. Al-Khalili & McFadden kommt zu gleichen Ergebnissen. Bewusstseinsfragen sind ohne Hinzunahmen der QM überhaupt nicht zu lösen! Ich glaube, das muss man so stehen lassen.

Schöpfung, Schöpfer, Schlussgedanken: Eine Schöpfung ohne Schöpfer ist für mich nie denkbar gewesen. Materialisten, besonders wenn sie „atheistisch angehaucht“ sind, versuchen krampfhaft den Schöpfer rauszuhalten und ihn durch König Zufall zu ersetzen. Das ist zum Scheitern verurteilt, genau so, wie der totale Determinismus von Laplace mit der Entdeckung der Heisenbergschen Unschärferelation seiner Grund-Voraussetzung beraubt  wurde, und gescheitert ist. Durch die Ableitung der Realität aus der ursächlichen allumfassenden Potentialität, so wie es die Quantenontologie lehrt, wird die Welt wieder ganzheitlich. Der Warn- und Weckruf von C. G. Jung wird mehr und mehr gehört und wahrgenommen. Sinngemäß schreiben die Autorin auf S. 103 Ihres Buches das Gleiche. Eingangs erwähnte ich, dass Cusanus mein Philosoph für die Schöpfung ist. Der Schöpfer gab seiner Schöpfung einen Sinn und ein Ziel. Dies wird im sog. anthropischen Prinzips ausgedrückt:

Die Welt ist so, wie sie ist, weil/damit Leben und mit ihm auch der Mensch in ihr möglich ist, der als erkennendes Wesen diese Welt überhaupt erst zur Kenntnis nehmen kann.

Dr. Fischbeck schreibt dazu in seiner Arbeit: „Es spricht dem Leben eine zentrale Bedeutung für den Kosmos zu. Es wird in zwei Versionen vertreten, nämlich der 'weil'-Form, die man das schwache und der 'damit'-Form, die man das starke anthropische Prinzip nennt. Die 'weil' Form ist deskriptiv und fast trivial. Die 'damit' -Form hingegen ist zielorientiert und folgt nicht aus der Naturwissenschaft, widerspricht ihr aber auch nicht.  Demnach war die Entstehung des Lebens und der Beginn seiner Evolution auf der Erde vor fast 4 Mrd. Jahren der für den ganzen Kosmos sinngebende Akt, der natur möglich, aber nicht naturnotwendig war. Im Kap. 2,1 zeigte sich, dass  Information, Bedeutung, Beziehung, Sinn, „verstehen“ die Merkmale sind, die das Leben

lebendig machen. Sie kommen in der unbelebten materiellen Natur nicht vor und sind ihr auch völlig fremd.

Somit stellt sich die Frage, wo diese Merkmale herkommen. Weil sie nicht messbar sind, gibt es sie in der FaktenwirklichkeitV  nicht.  Sie gehören in die Beziehungswirklichkeit. Es muss also schon vor Entstehung des Lebens eine primäre Beziehungswirklichkeit da gewesen sein, aus der sie stammen. Für den Glauben ist klar, dass sie als „Odem des Lebens“  (1. Mos. 2,7) von Gott, dem Schöpfer, gekommen sind“. Und an anderer Stelle schreibt er: Weil Gott kein Ding dieser Welt sein kann und daher nicht objektiv beobachtbar ist (Joh. 1,18), kann seine Wirklichkeit nur reine Beziehungswirklichkeit sein. Wenn Realität die Gesamtheit alles Beobachtbaren ist, dann ist Gott nicht real, wohl aber wirklich. Somit ist Potentialität die ontologische Kategorie, in der die Wirklichkeit Gottes gedacht und erfahren werden kann…. In ihrem Lichte kann gesagt werden: Die Wirklichkeit Gottes – sein Wille – ist die allumfassende Potentialität des Guten.“ 

Der Wert der beiden biblischen Schöpfungsberichte ist, dass Schöpfung ursächlich auf einen Schöpfer zurückgeführt wird. Das wurde von den kognitiv denkenden Menschen von Beginn an geglaubt, in allen Kulturkreisen. Durch die atemberaubenden Erfolge der Aufklärung geblendet, änderte sich das. Es ist der QM zu verdanken, dass heute eine Rückbesinnung zu verzeichnen ist. Aber wem sage ich das? Ihr Buch, liebe Frau Kessel, legt Zeugnis von dieser Rückbesinnung ab.    Als Schlusswort wähle ich auch für  diesem Text einen wunderbaren Satz des britischen Quantenphysikers und Anglikanischen Priesters  JOHN C. POLKING-HORNE: „An Gott im Zeitalter der Naturwissenschaften zu glauben, bedeutet, die Gewissheit zu haben, dass hinter der Geschichte des Universums ein Gedanke und eine Absicht stehen und dass der EINE, dessen verborgene Anwesenheit sich darin ausdrückt, unserer Anbetung wert und der Grund unserer Hoffnung ist.“

  Dr. Georg Linke                                                                                     Aachen, im Juni 2017 

 

Abkürzungen: QM  Quantenmechanik ; SRT & ART Spezielle & Allgemeine Relativitätstheorie Einsteins;    EM Elektromagnetismus; QG Quanten- Gravitation;  TOE Theory Of Everything; EPR: Auf das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon (1935) zurückgehende Arbeiten & Experimente.

Besprochenes Buch: „Quantensprung in die Ewigkeit“ v. Ursula Kessel, ISBN 978-3-933902-35-1

 Benutzte, bzw. empfohlene Literatur:  www.theologie-naturwissenschaften.de , darin u.A. die zitierte Arbeit von Dr. Hans-Jürgen Fischbeck: „Die Schöpfungsgeschichte neu erzählt“ mit einem Kommentar von mir.

 

 Dr. Hans-Jürgen Fischbeck:Die Wahrheit und das Leben“   ISBN  3-8316-0482-7 Dies ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung einer Seminarreihe, die Dr. Fischbeck in den Jahren 1994-2002 an der Ev. Akademie in Mülheim a.d. Ruhr zum Thema „Mit dem heutigen Wissen den Glauben denken“ gehalten hat. Dieser Seminarreihe verdanke ich die Erkenntnis zur Bedeutung der QM für unser Weltbild. 

Prof. Dr. Lothar Schäfer:  „Versteckte Wirklichkeit“   ISBN  978-3-7776-1308-6 u. „Infinite Potential“                  ISBN 978-0-307-98595-8 Beide Bücher beschreiben die unendliche Potentialität die den ganzen Kosmos prägt und zeigen auf, dass es ein kosmisches Bewusstsein gibt an dem unser persönliches Bewusstsein partizipiert.

Dr. Peter Kleinert: „Ist die Philosophische Theologie am Ende?“ Zur prinzipiellen Kompatibilität von philosophischen, theologischen und naturwissenschaftlichen Argumenten. ISBN 978-3-95538-006-9.  Anspruchsvoller Text, der sich, besonders in den Anhängen,  an mathematisch vorgebildete Leser wendet. 

Dr. Peter Kleinert:“ RATIONALE RELIGIOSITÄT“ ; WISA Stuttgart 2015  ISBN 978-3-95538-026-7 Gedanken zur Plotins Glaubenslehre. Sehr zu empfehlendes Buch! Gut geschrieben.

Prof. Dr. Carlo Rovelli: „Die Wirklichkeit, die nicht so ist wie sie scheint“ ISBN 978-3-498-05806-7 Es wird die Geschichte, wie sich unser Welt-Wissen über die Jahrtausende entwickelt hat bis zu den aktuellsten heutigen Fragestellungen exakt und sehr gut verständlich erzählt.

Silvia Arroyo Camejo: „Skurrile Quantenwelt” ISBN 978-3-596-17489-8 Als Gymnasiastin im Alter von 17-19 Jahren hat die Autorin ein bewundernswertes Buch geschrieben. Preisgekrönt von der DPG!

 

„ Einstein sagte ,die Welt kann doch nicht so verrückt sein, wie uns eben die QM dies erzählt ,                       heute wissen wir, die Welt ist so verrückt.“ (Greenberger/Zeilinger)

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