RATIONALE RELIGIOSITÄT

Leseeindrücke zu „Rationale Religiosität, Gedanken zu Plotins Glaubenslehre “ von Peter Kleinert

Das Kleinert-Buch "RATIONALE RELIGIOSITÄT",  ist  ein beindruckendes Werk. Kleinert  schreibt sehr präzise und überzeugend. Man muss ja nicht mit Plotin (250n.Chr.) in allen Punkten übereinstimmen, aber die richtige Grundrichtung hat Plotin schon erkannt. Gestaunt habe ich über Parmenides (500 v.Chr.), wie der schon den Boden bereitet hat; Platon baute darauf auf und Plotin hat vollendet: Aus dem Geist kommt das Materielle, nicht umgekehrt. Cusanus muss das wohl gekannt haben, wie sollte er sonst auf seine schönen Formulierungen in seiner "Die Jagd nach Weisheit" (um 1460) gekommen sein.  Plotin hat ja, wie Kleinert ausführt, die Brücke zum Christentum nie schlagen können. Cusanus hat das geschafft. Alles Materielle hat einen geistigen Urgrund! 

 Dass gerade diese philosophische Denkrichtung das "Rennen" gewonnen hat, und nicht Newton, wie die moderne Quantenmechanik (QM) uns heute zwingend lehrt, ist angesichts der wunderbaren vielfältigen Alltagswelt kaum zu glauben, und doch ist es so. Wie Kleinert mehrfach in seinem Buch vermerkt, fällt es deshalb den meisten Menschen schwer, die neuen Erkenntnisse der QM anzunehmen. Ich habe leider die Erfahrung gemacht von  Mitmenschen, auch von solchen, die es eigentlich besser wissen sollten, wiederholt als "Spinner" bezeichnet zu werden. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich das richtige durch die QM bestätigte Gedankengut allgemein durchsetzen wird. Aber es wird sich durchsetzen -  auch dank solcher Bücher wie Kleinert, Fischbeck und Schäfer1-3 sie verfasst haben -, Falsifiziertes erlischt.

 

Der berühmte Johannes-Prolg „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was geworden ist    – in ihm war das Leben…“ [ Joh.1,1-4] bekommt auf einmal einen neuen Sinn. 

Ich gebrauche in meinen Diskussionen gern das Bild von der Mutter und ihrem Fötus. Die Mutter ist darin die QM-Potentialität, ihr Fötus die materielle Welt, und über allem steht der nicht weiter hinterfragbare Schöpfer, unser HERR. Nie kann der Fötus die Mutter in sich aufnehmen, das ist blanker Unsinn, aber genau diesem Unsinn laufen die Materialisten nach. Die Möglichkeiten der QM-Potentialität sind unbegrenzt, müssen durch komplexe Mathematik abgebildet werden; für die materielle reale Welt genügt der unendlich viel bescheidenere reelle Zahlenraum. Auch hier greift das Mutter-Fötus - Bild.

 

Ich glaube, wir stehen bei der mathematischen Durchdringung der QM-Potentialität erst ganz am Anfang. Aus einer „Theory  of  Everything“ (TOE), dem „Heiligen Gral“ der Physiker,  muss - sofern es sie überhaupt gibt-, wie ihr Name auch sagt, alles ableitbar sein. Phänomene, die man gern als "feinstofflich" bezeichnet  (Nahtoderlebnisse, Wirkung von Fürbittengebeten, seriöses Hellsehen, u,v.m.) gehören zum Erfahrungsbereich unserer Welt, und müssen doch auch von einer TOE abgebildet werden, meine ich jedenfalls. Hier sehe ich noch auf absehbare Zeit keine Lösungsansätze. Über einen „Hoffnungsschimmer“ bei Peter Kleinert berichte ich weiter unten.   Klaus Volkamer und Jean Charon versuchen in ihren Büchern4,5, die ich kürzlich ebenfalls durchgearbeitet habe,  neue Wege aufzuzeigen. Volkamer erweitert die Spezielle Relativitätstheorie ( SRT) und Charon die Allgemeine Relativitätstheorie (ART) in komplexen Koordinaten. Beide kommen zu vielen verblüffenden Aussagen, und stellen den Geist (Information) ins Zentrum; nicht unähnlich unserer QM-Sichtweise. Ich gedenke über beide Bücher eine gesonderte Kritik zu schreiben.

 

 Bei Kleinert war für mich das dritte Kapitel (S. 113 - 175) besonders spannend. Er beschreibt in Grundzügen wie aus einer Urkraft mit noch unbekannter Eichsymmetrie durch fortgesetzte Symmetriebrüche die Vielfalt unserer materiellen Welt entsteht. Das entspricht in verblüffender Weise  dem philosophischen Konzept Plotins.   Kleinert hält einen topologischen Überbau über die Symmetrien der Lie-Gruppen bei den Elementarteilchen-Berechnungen für möglich. Er schreibt (S.148,149), dass nicht nur Symmetrien, sondern auch Topologien herangezogen werden müssen. Zitat: "Daher wäre eine darauf aufbauende Theorie des Vakuums besonders attraktiv...immerhin suggeriert dieser kurze Abstecher in die Höhe der mathematischen Abstraktion, dass eventuell ein alternativer Zugang zur Theorie der großen Vereinigung [GUT] möglich ist, der nicht die Gruppensymmetrie, sondern die Theorie der topologischen Räume ins Zentrum seiner Überlegungen stellt." Und auf S. 150 steht: "Der Schwenk des Blickwinkels vom vielfach bewährten GUT zum spekulativen anti-GUT Modell, d.h. von den Symmetriegruppen zur Topologie, beleuchtet jedenfalls den weitreichenden geistigen Zusammenhang in der modernen Naturauffassung..."  Ich habe die Zitate gebracht, weil hier der o.g. Hoffnungsschimmer am Horizont erscheint. Ich musste dabei an Volkamer und Charon denken, die beide die Topologie ins Zentrum ihrer Überlegungen stellen, natürlich mit den ihnen eigenen mathematischen Herangehensweisen und  Deutungen. 

 

Dem Autor ist es vortrefflich  gelungen die Brücke zwischen den zwingenden Ergebnissen der modernen QM und der neuplatonischen Gedankenwelt Plotins, der seinerseits, wie schon erwähnt, auf Platon und Parmenides aufbaute, zu schlagen. Wie war es nur möglich, dass eine so unanschauliche, der praktischen Erfahrung zuwiderlaufende „Alles auf den Kopf stellende“ Denkrichtung in der griechischen Antike überhaupt entstehen und sich über Jahrhunderte halten konnte?  Der „ so anschauliche“ Materialismus schien in den letzten Jahrhunderten die alten Ideen gänzlich zu vernichten, bis die QM „Plotins Kopfstand eine gute Figur machen“ lies. So drückt es Kleinert in seinen Kapitelüberschriften aus. Ich bin Herrn Fischbeck sehr dankbar, mir dieses neueste Kleinert-Buch  gegeben zu haben.

 

Dr. Georg Linke  im Februar 2016

 

Genannte Literatur:

1Dr. habil. Peter Kleinert:“ RATIONALE RELIGIOSITÄT“ ; WISA Stuttgart 2015  ISBN 978-3-95538-026-7

2 Dr. Hans-Jürgen Fischbeck: „Die Wahrheit und das Leben“ ; Herbert Utz Verlag München 2005  ISBN  3-8316-0482-7

3Prof. Dr. Lothar Schäfer: „Infinite Potential“ ; Deepak Chopra books 2013      ISBN 978-0-307-98595-8                                                                              

4Dr. Klaus Volkamer: “Die feinstoffliche Erweiterung unseres Weltbildes” ; Weißensee Verlag Berlin 2015 ISBN 978-3-89998-226-8

5Jean E. Charon: „Der Geist der Materie“ ; Paul Zsolnay Verlag Wien 1979  ISBN 3-552-03113-8

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