War es nicht erst Kolumbus, der bewiesen hat, dass die Erde keine Scheibe ist?

Nein. Tatsächlich deutet schon die Gestalt des Reichsapfels darauf hin, dass man auch im Mittelalter wusste, dass die Erde rund war. Ihre Kugelgestalt war zentraler Bestandteil der aristotelischen Lehranschauungen des Mittelalters, die auch von der Kirche vertreten wurden; das „finstere Mittelalter“, wie wir es uns ausmalen, gab es wahrscheinlich gar nicht. Auch die einfachen Leute glaubten nicht etwa, die Erde sei flach. Jedenfalls hatten Kolumbus' Seeleute keine Angst, "von der Erde zu fallen". Kolumbus Tagebuch hat die Sorgen seiner Seeleute verzeichnet, und diese Sorge war nicht dabei.

Kommentare (1)

  • Dr. Marhild Hoffmann
    Dr. Marhild Hoffmann
    am 14.02.2022
    Nun ist es allerdings so, dass der Reichsapfel keineswegs die Kugelform der Erde symbolisiert, sondern - wie bei dem guten alten Percy Ernst Schramm nachzulesen ist - ein schon in der Antike bekanntes Herrschaftszeichen für den gesamten Kosmos darstellt. Als sogenanntes "Kosmokratorenattribut" galt der "Globus" als "Abzeichen des Allgottes, des Herrn des Kosmos, und seines irdischen Stellvertreters, des Kaisers". Diese Bedeutung ging allerdings im Mittelalter, aus dem dann die Bezeichnung Reichsapfel stammt, verloren. Die Besonderheit dieses Zeichens besteht zudem darin, dass es ursprünglich nur auf Abbildungen dargestellt ist und zwar als Kreis, bevor ein Monarch das reale Objekt in Händen hielt. Die vollendete Form des Kreises bzw. der Kugel symbolisiert also den Kosmos in seiner Ganzheit und Vollkommenheit, das heißt als Idee und nicht als reale Form.

    Auch dass die Erde keine Scheibe ist, war bereits in der Antike, und das nicht nur bei Aristoteles, bekannt und wurde im Mittelalter auch nicht bestritten. Hierbei handelt es sich vermutlich unter anderem um einen Irrtum der historischen Forschung des 19. Jahrhunderts, der uns bis heute die Vorstellung einer modernen Weiterentwicklung gegenüber früheren Zeiten ermöglicht.

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