Vor kurzem gab es ein längeres Interview von Zeit online mit dem Theologen Dirk Evers zu der Frage, ob man Gott beweisen kann. Das Gespräch fand großes Interesse und ist vielfach kommentiert worden. Es zeigt gut, wie philosoophisch vielschichtig die doch scheinbar einfache Frage ist. Für mich ist das zentrale Problem, dass man die Ausgangsfrage nur dann präzise formulieren kann, wenn man sagen kann, was oder wer Gott ist. Die Frage: Kann man X beweisen? kann man nur dann beantworten, wenn man weiß, was X ist. Nun zeigen aber alle biblischen Texte deutlich, dass Gott offenkundig keine Entität ist, die Menschen so leichthin begreifen können. Also wird man ihn auch nicht beweisen können, wenn man ihn nicht hinreichend kennt. Der Beweis ist nur für die naheliegend, die genau zu wissen meinen, wer oder was Gott ist. Religiöse Menschen sind da vorsichtiger. Religiöse Sprache, und das Wort "Gott" gehört dazu, ist eine Erfahrungssprache, die auf Erfahrungen weist, die man eben nicht mehr so klar im Griff hat. Auf eine solche Sprache kann man aber nur der verzichten, der meint, alles klar im Griff zu haben. Die meisten stimmen darin überein, dass wir vieles nicht "im Griff" oder verstanden haben. Dann muss man auch über das reden können, was man nicht hinreichend verstanden hat. Für religiöse Menschen kann es deshalb Sinn machen, über Gott zu reden, auch wenn man ihn nicht beweisen kann!
- fv