Der Titel deutet es bereits an: Michael Ruse bezieht sich auf Richard Dawkins' "The God Delusion" (dt. Der Gotteswahn) und dessen steile Behauptung, dass religiöse Erziehung Kindesmissbrauch sei. Hiervon grenzt sich Ruse ausdrücklich ab, wenngleich er mit Dawkins die atheistische Weltanschauung teilt. Die eigene religiöse Sozialisation wertet Ruse als positiv, habe sie ihn doch zu selbstständigem Denken ermutigt und moralisch wie sozial vorbildlich geprägt. Dass er sich letztlich vom Glauben distanziert habe, beruhe auf guten Gründen, allen voran der Theodizeefrage. Gleichermaßen räumt er ein, dass auch Gläubige für ihre religiöse Einstellung gute Gründe ins Feld führen können, z. B. wenn es um die Frage gehe, warum überhaupt etwas existiere und nicht vielmehr nichts, oder warum es zu Bewusstsein und Empfindungsfähigkeit gekommen sei. Vor dem Hintergrund einer auf guten Gründen basierenden religiösen Option sei es für Eltern sogar eine moralische Verpflichtung, die eigenen Kinder religiös zu erziehen. Anders sehe es aber bei religiösem Fundamentalismus oder Religionsformen aus, die allgemein anerkannte (z. B. wissenschaftliche) Erkenntnisse nicht akzeptierten und die sich deshalb nicht auf "gute Gründe" berufen könnten. In dieser Form zu erziehen, hält Ruse nicht für tolerabel.
- hhp