Die Autorin fordert den Abschied vom Anthropozentrismus und gleich dazu die Ausstattung von (manchen) Tieren mit juristischer Personwürde und entsprechenden Grundrechten. Eine asiatische Elefantenkuh soll ein gerichtliches Exempel statuieren und den Türöffner für andere Tiere spielen. Längst geht es also nicht nur um Primaten, und man fragt sich, ob und wo eine Grenze der Personwürde gezogen werden soll. In seiner Unterkomplexität kennt der vorliegende Artikel hier keine Bedenken. - hhp

In dem Interview bedauert Simone Horstmann bei der klassischen Theologie die "strukturelle Ausblendung der Tiere ... zugunsten des Menschen". Die Heraushebung des Menschen aus der Mitwelt müsse jetzt mit ökologischen Kosten bezahlt werden. Daher trage die Unterscheidung Mensch-Tier nicht mehr, und die großen Differenzen müssten aufgebrochen werden. Erst dann könne man vom Beherrschen zum Verstehen der Tiere übergehen. Durch die Tiere könne man die Vorstellung der Pyramide mit dem Menschen an deren Spitze überwinden, so dass Tiere zu Freunden werden können. Auch einen Himmel ohne Tiere kann Horstmann sich nicht vorstellen: "Wenn Tiere am Ende nicht zählen, können wir aufhören, schöne Reden von der Schöpfung zu schwingen". - hhp

Der Philosoph Hans-Dieter Mutschler kritisiert Konzepte, welche die Unterscheidung von Mensch und Tier nivellieren. Durchaus will Mutschler aber den Tieren einen intrinsischen Wert zuschreiben, Wert also, der ihnen an sich zukommt und nicht erst durch unsere Interessen, wie dies Dieter Birnbacher unhaltbar versuche. Das bedeute aber nicht, die Sonderstellung des Menschen aufzulösen, wie dies u.a. "progressiv sich dünkende Theologen" tun. Dass wir vergessen hätten, Teil der Natur zu sein, sei plausibel aber falsch. Gut dialektisch seien wir zwar AUCH Teil der Natur, gleichzeitig aber sei unsere reflexive kulturelle Distanz zu ihr unsere STÄRKE (wenn wir sie denn wahrnehmen und nicht leben wie alle anderen Tiere auch). Auch den Würdebegriff univok auf Tiere zu übertragen (wie z. B. Kurt Remele, ähnlich Simone Horstmann, Thomas Ruster, Gregor Taxacher, Michael Rosenberger) lehnt Mutschler im Rückgriff auf Heike Baranzke ab. Dies habe "die übelsten Konsequenzen", was Mutschler mit amüsanten bis polemischen Beispielen veranschaulicht. Übrigens: Ausdrücklich nimmt Mutschler von solchen "modischen Kurzschlüssen" den Gründer des "Instituts für Theologische Zoologie" Rainer Hagencord aus. - hhp

Die studierte Veterinärmedizinin und jetzige Theologin hat sich das Verhältnis von menschlichem zu nicht-menschlichem Leben, speziell zu Tieren, zu einem Schwerpunkt gesetzt. Sie bedauert zutiefst die Arroganz des Menschen und sein ausbeuterisches Verhalten auf Kosten der ihn tragenden Umwelt. Die vielbeachtete päpstliche Enzyklika Laudato Si dränge zurecht auf einen alternativen Lebensstil, bleibe aber viel zu folgenlos. Was Corona uns lehren könnte, ist eine größere Demut. Speziell Tieren gebühre mehr Respekt, wobei ein Zusammenhang zwischen Speziesismus und Rassismus bestehe: Oft gehe die Abwertung von Tieren mit der Abwertung anderer Menschen einher. Auch eine theologische Wertschätzung sei neu einzufordern. Wenn man ernst nehme, dass Gott die gesamte Schöpfung erlösen will, seien auch die Tiere eingeschlossen. Tiere zu vermenschlichen werde ihnen allerdings nicht gerecht. - hhp

Dr. Suzann-Viola Renninger und Prof. Dr. Thorsten Buch, beide MitarbeiterInnen beim Züricher Institut für Labortierkunde, vertreten die These, dass gesonderte Rechte für Primaten weder den Menschen noch den Tieren dienlich ist. Der geografische Kontext ist zum einen die Schweiz, welche die "Würde der Kreatur" in die Bundesverfassung aufgenommen hat, zum anderen der (abgewiesene) Versuch im Kanton Basel-Stadt Grundrechte für nichtmenschliche Primaten einzufordern. Die Autoren fragen nach der hidden agenda dieser Initiative, legen aber auch übertragbare Argumente vor, die gegen ein Sonderrecht für Primaten sprechen. So sei es schon biologisch abwegig, eine "anthropologische Differenz" zu bestreiten. Zudem führe es in eine rechtliche Schieflage, in einer Gesellschaft von Gleichen (also Menschen und Primaten) den Mitgliedern gleiche Grundrechte, aber nicht gleiche Grundpflichten einzuräumen: Töte ein Mensch einen Gorilla, sei dies Mord; töte ein Gorilla einen Menschen, sei dies weder moralisch noch gerichtlich zu verurteilen. - hhp

Als Christ sollte man für die Bewahrung der Schöpfung eintreten. Es bedarf wohl keiner großen Überzeugungskünste, dass die heute weit verbreitete konventionelle Massentierhaltung kaum damit vereinbar ist. Verantwortungsbewusste Christ*innen sollten sich daher konsequenterweise wenn nicht gleich vegan, so doch zumindest vegetarisch ernähren, forderten jüngst zwei Mitglieder des „Christlichen Arbeitskreises Tiere und wir“ in einem Beitrag (https://www.katholisch.de/artikel/31805-fleischlos-leben-die-kirche-sollte-sich-fuer-mehr-tierwohl-einsetzen). Der Diakon und Landwirt Jürgen Donhauser bewertet die Situation anders und tritt für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema ein. - lm

Der katholischer Priester, Biologe und Gründer des Instituts für Theologische Zoologie, Rainer Hagencord, tritt für eine erhöhte Sensibilität gegenüber Fleischkonsum und Tierethik ein. Er beklagt, dass die heutige Theologie die Tiere weitgehend vergessen habe, obwohl sie in der Bibel eine wichtige Rolle spielten. Der Mensch-Tier-Dualismus, der seine Begründung in großen Teilen in der Aufklärung erfuhr, müsse zugunsten der Tiere überwunden werden. - lm

Man konnte der Evolution bei der Arbeit zuschauen, auch wenn es ein mehr als trauriger Anlass war. Während des 20-jährigen Bürgerkriegs in Mosambik sind 90% der Elefantenpopulation des Gorongosa-Nationalparks ausgerottet worden, um mit dem Elfenbein Geld zu machen. Die massive Jagd führte zu einem starken Selektionsdruck, der inmitten des rapiden Populationsrückgangs die Stoßzahnlosigkeit begünstigte. Bei der Erholung der Population wurde ein relativ großer Anteil der weiblichen Tiere ohne Stoßzähne geboren. Die AutorInnen sehen in ihrer Studie den Beweis für eine schnelle, durch Wilderei ausgelöste Selektion eines bedeutenden anatomischen Merkmals bei einer Schlüsselart.

Der Artikel ist bei Science frei zugänglich, ist aber auch in der deutsche Presselandschaft rezipiert worden (z. B. www.deutschlandfunk.de/elefanten-ohne-stosszaehne-wilderei-beschleunigt-evolution.676.de.html. - hhp

In Kalifornien haben Wissenschaftler Embryonen aus Affen- und Menschenzellen erzeugt. Angezielt seien keine ausgewachsenen Chimären, sondern die Möglichkeit, menschliche Organe in Tieren herzustellen. Die Experimente würden als Grundlagenforschung zur Untersuchung früher Entwicklungsphasen eingestuft, für Organzüchtung im größeren Stil böten sich eher Schweine an. Der Artikel weist noch auf die ethische Brisanz von Frühembryonen mit pluripotenten menschlichen Zellen hin, von Zellen also, aus denen sich sämtliche Zelltypen, wenn auch kein gesamter menschlicher Organismus entwickeln könnten. - hhp

In Reaktion auf eine Leserumfrage führt die ZEIT ein Interview mit einem Landwirt, einem Zoodirektor und einem Hirnforscher darüber, wie sie ihre Arbeit rechtfertigen, und ob sie mit den Tieren empfinden, die sie für ihre Arbeit benötigen. Darf man Tiere mästen? Darf man Tierversuche machen? Brauchen wir Zoos?

- al