Deutschsprachige Publikationen Polkinghornes und Sekundärliteratur

Die Anfänge der Gedanken Polkinghornes finden sich in der Marburger Doktorarbeit von Astrid Dinter wieder. Sie behandelt schwerpunktmäßig die Schriften seiner ersten Schaffensperiode bis 1991, in deren Wiedergabe auch die späteren Werke bis 1996 berücksichtigt werden sollen, "sofern eine theorierelevante Entwicklung zu verzeichnen war" (S. 20).

Astrid Dinter, Vom Glauben eines Physikers , Matthias Grünewald Verlag 1999
Die Autorin untersucht anhand Polkinghornes Werk grundsätzliche wissenschaftstheoretische, theologische und ethische Fragen des Gesprächs zwischen Theologie und Naturwissenschaften. Ihre Ausführungen bündeln sich in der Darstellung von Polkinghornes Arbeiten als "Stufen der Apologetik". Die Autorin versteht es überdies meisterhaft, naturwissenschaftliche Zusammenhänge auch für Nichtfachleute gut verständlich darzustellen.

Von den nach der Dissertation Dinters (nach 1996) erschienenen Büchern Polkinghornes wurden ins Deutsche übersetzt:

John C. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften. Die Theologie eines Physikers, Gütersloh 2000
Polkinghorne plädiert für die Wiederbelebung einer revidierten natürlichen Theologie, die der Ergänzung durch eine "Theologie der Natur" bedarf. Theologie und Naturwissenschaften sind für ihn methodisch gesehen nahe Verwandte. Daher unternimmt er auch den gewagten Versuch, den Handlungsraum für Gottes Vorsehung ganz konkret im physikalischen Raum zu verorten. Diese Ausführungen basieren auf Polkinghornes Geist/Materie-Metaphysik, die in einem "mathematischen Nachwort" verteidigt wird.
Als schwierig für den unvoreingenommenen Leser könnte es sich erweisen, daß die Ausführungen des Buches, obwohl in sich schlüssig, auf der vorherigen Theorieentwicklung Polkinghornes basieren und daher manchmal sehr gedrängt auftreten. Die sachlich verpackten, doch äußerst spannenden Inhalte Polkinghornes sollten helfen, dieses Hindernis zu überwinden.

John C. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaften. Eine Einführung, Gütersloh 2001
Woher kommt die Welt und wohin geht sie? Was können wir wissen? Wer sind wir? Wer ist Gott? Das sind Fragen, die Menschen im Zeitalter der Naturwissenschaften beschäftigen. In dem Buch gibt Polkinghorne einen informativen Überblick über seine Positionen im Kontext des Gesprächs zwischen Theologie und Naturwissenschaften. Seine Absicht, das Buch als "Lehrbuch" abzufassen, setzt den Leser in Kenntnis auch anderer Positionen zu den behandelten Themen - führt aber auch dazu, daß er sich selbst - vielleicht etwas kurios - in der dritten Person zitiert. Polkinghorne vertritt den Standpunkt, daß die Antworten auf die Fragen nach dem 'Wie?' und nach dem 'Warum?' der Welt ohne künstliche Verbiegung zusammenpassen müssen. Das besondere an seiner eigenen Position ist, daß für ihn auch das Festhalten an spezifisch christlichen Themen wie die Frage nach der Auferstehung, dem Sündenfall und nach dem Leid in der Welt dazu gehört.
In der deutschen Ausgabe fehlt gegenüber dem englischen Original leider der bibliographische Anhang, der einen guten Überblick über Publikationen zu den Thematiken der einzelnen Kapitel liefert. Als Service finden Sie diese Literaturempfehlungen Polkinghornes hier

Diese beiden auf Deutsch erschienenen Bücher basieren auf zahlreichen früheren Publikationen, die nicht in Übersetzung erschienen sind. Um diesen Kontext vor Augen halten zu können, berücksichtigt die von mir angefertigte ausführliche Rezension der beiden Bücher die vorhergehenden Publikationen Polkinghornes. Sie finden die Langfassung dieser einführenden Rezension hier. Der Text wurde einer mehrfachen Überprüfung unterzogen, auch von seiten John Polkinghornes persönlich. Nach Erstellung dieser Rezension ist erschienen:

John Polkinghorne und Michael Welker, An den lebendigen Gott glauben, Gütersloh 2005
Was glauben eigentlich Theologen? Mit John Polkinghorne und Michael Welker berichten ein theologisch gebildeter Naturwissenschaftler und ein systematischer Theologe davon, was sie glauben und warum sie es tun. Im Gespräch sagen sie, was der Glaube an Gott den Schöpfer, an Jesus Christus und an den Heiligen Geist für sie bedeutet. Das Buch beeindruckt durch die Offenheit, mit der hier Fragen gestellt und Glaubenswege offengelegt werden. Keine simplen Gewissheiten, sondern eine Einladung an suchende Menschen, sich mit auf den Weg zu einem verstehenden Glauben zu machen.
Das Dokument eines gemeinsamen Seminars der beiden Autoren in Heidelberg.

2006 wurde eine philosophische Untersuchung der Theorie Polkinghornes publiziert, die Stärken und Schwächen seiner Position kritisch beleuchtet:

Johannes M. Steinke, John Polkinghorne. Konsonanz von Naturwissenschaft und Theologie, Göttingen 2006
Aus philosophischer Perspektive untersucht und diskutiert der Jesuit Steinke John Polkinghornes Theorie der Konsonanz von Naturwissenschaft und Theologie. In den Paradigmenstreit zwischen Naturwissenschaft und Theologie hat der englische Physiker und Theologe John Polkinghorne einen richtungsweisenden Neuansatz eingebracht. Er bestimmt das Verhältnis von Naturwissenschaft und Theologie als"konsonant"- die Wissenschaften widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich zu einem umfassenderen Wirklichkeitsverständnis, ähnlich verschiedenen Tönen, die zu einem Akkord zusammenklingen. Ausgehend von Polkinghornes Grundintuitionen legt Steinke dessen Theologie- und Naturwissenschaftsverständnis dar und zeigt an konkreten Beispielen, wie Polkinghorne die zunächst so unterschiedlich klingenden Aussagen von Naturwissenschaft und Theologie zusammenbringt.

Erschienen ist auch eine Übersetzung von Polkinghornes Einführung in die Quantenwelt. Das Schlußkapitel verrät etwas über seine wissenschaftstheoretische Position:

John C. Polkinghorne, Quantentheorie. Eine Einführung, Stuttgart 2006 / 2. Aufl. 2011
Die Formulierung der modernen Quantentheorie in den 1920er Jahren zwang die Menschheit zur radikalsten Revision ihres physikalischen Weltbildes seit Sir Isaac Newtons (1643-1727) berühmten Theorien zur Gravitation. Die vorliegende ebenso kurze wie einfache Einführung in das Themenfeld erläutert die seltsamen und aufregenden Ideen, die den subatomaren Bereich so anders erscheinen lassen als unsere gewohnte Welt.

In dem zweiten Kapitel meiner Doktorarbeit habe ich die hier dokumentierte einführende Rezension um das dritte auf deutsch erschienene Buch und weitere grundlegende Gedanken Polkinghornes erweitert. Auch andere Teile der Arbeit befassen sich u.a. mit Polkinghornes Gedankenwelt, so u.a. Kapitel 7 zu Michael Polanyi.

Wenn Sie selbst zu Polkinghorne publiziert haben, freuen wir uns über Ihr Rezensionsexemplar. Ggf. wird ihr Werk dann ebenfalls hier erscheinen.

Daneben sind m.W. die folgenden Artikel von Polkinghorne auf Deutsch erschienen:

  • Art. "Ordnung und Chaos" in Theologische Realenzyklopädie (TRE) XXV, Walter de Gruyter, 1995
    Die Übersetzung des Artikels läßt allerdings leider zu wünschen übrig.
  • "Gott ist das Letztgültige" in Bild der Wissenschaft, Dezember 1999, S.49-51. Geben Sie in der Suche als Autor "Polkinghorne" an.
  • "Naturwissenschaft und Theologie auf der Suche nach Wahrheit", in: Zeitschrift für Evang.Theol. 70.Jg., Heft 4 (2010), S. 312-319.
  • "Konsequenzen der Quantentheorie", seit Juli 2012 hier auf theologie-naturwissenschaften.de

Wenn Ihnen noch weitere Artikel bekannt sein sollten, lassen Sie uns das bitte wissen!