MASTER OF REALITY von Mark Fiorentino

Buchkritik von Dr. Georg Linke

Noch nie habe ich ein Buch gelesen, dass auf mich so extrem ambivalent gewirkt hat, von völliger Zustimmung bis zu totaler Ablehnung.  Das Buch ist englischsprachig, mit fast 500 Seiten in paperback mit leider schlechter Klebung  gebunden. Das Titelbild macht einen stark esoterischen Eindruck, was dem Inhalt aber nicht entspricht, aber sicher zur Folge hat, dass Physiker es ungelesen beiseitelegen. Zu Unrecht, wie ich meine.

Bemerkungen zum Autor:   Der Autor ist ein hochbegabter  Logiker, der sich durch Selbststudium gebildet hat. Als vor mehreren Jahrzehnten die IBM vor einem „unlösbaren“ Problem stand, hat sie sich an drei namhafte Mathematiker gewandt, und gleiche Antworten bekommen: “keine Lösung in Sicht“. Der Autor, damals ein IBM-Tüftler, nahm sich der Sache an, und präsentierte eine Lösung, die die IBM den Mathematikern zusandte. Alle drei antworteten sinngemäß gleich: „logisch einwandfrei, aber mathematisches Neuland, eine wissenschaftliche Bereicherung.“  Der Autor hat sich dann intensiv mit den Arbeiten Albert Einsteins befasst, ist ein glühender Anhänger von ihm geworden einschließlich dessen Kritik an der Quantenmechanik QM (noch unvollständig, EPR-Paradoxon, „Gott würfelt nicht“). Die spätere Weiterentwicklung  durch BELL und dessen Ungleichungen wird im Buch ignoriert. Daher hat der Autor auch keinen Zugang zur Potentialität als maßgebenden Teil unserer Wirklichkeit. Der Autor hat die allgemeinen Feldgleichungen Einsteins gelöst und sieht auf dieser Basis - wie Einstein- den Weg zu einer „Theorie of  Everything TOE“ .  Dass dies unmöglich ist, möchte ich im Folgenden begründen.

Super Relativität   Die  Allgemeinen Feldgleichungen Einsteins basieren auf einem Zusammenschluss der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) Einsteins und den Grundgleichungen der Elektrodynamik von Maxwell. Da beide Gleichungssysteme Kontiniums-Theorien sind, gilt das auch für die Allgemeinen Feldgleichungen an deren Formulierung und Lösung Einstein jahrzehntelang bis zu seinem Tode 1955 gearbeitet hat. Der Autor hat die Arbeit Einsteins vollendet, und die daraus resultierende Theorie „Super Relativität (SR)“ getauft. Wir wissen heute, dass eine TOE – wenn überhaupt -  nur aus einer grundlegenden Quantentheorie, der noch nicht gefundenen Quantengravitation,  entwickelt werden könnte, keinesfalls aus einer Kontiniumstheorie mit ihren physikalisch sinnlosen Singularitäten.  Kontiniumstheorien  spiegeln aber das Naturgeschehen in „normalen“  Anwendungsbereichen der Faktenrealität ausgezeichnet wider, und das sollte auch für die SR gelten. Der Autor macht in seinem Buch viele Vorschläge, wie seine Ergebnisse durch Experiment verifiziert werden können, stößt bisher aber auf praktisch keine Bereitschaft das zu tun.  Die SR sagt den in der Schulphysik unbekannten Effekt der „Anti-Gravitation“  voraus, denn String-Theorie, ART und QM passen da völlig. Der Effekt tritt erst bei extrem hohen Magnetfeldstärken von einigen tausend Tesla relevant auf. Es ist nicht bekannt, dass solche Feldstärken heute herstellbar sind. Durch die Äquivalenz von Gravitation und Trägheit (Einsteinsches Fahrstuhl Gedankenexperiment) sagt die SR auch den technisch sehr interessanten Trägheitsverlust voraus!  Der Autor vermutet, dass in geheimen US-Militäreinrichtungen obige Sachverhalte längst bekannt sind und strikt geheim gehalten werden. Damit das Buch, das als erstes von diesen Effekten berichtet,  nicht verboten wird, präsentiert er alle seine Ergebnisse in der Möglichkeitsform  „I believe (Ich glaube)“. Auf der Suche nach  Bestätigung hat der Autor Berichte über UFO-Sichtungen  studiert. Die berichteten Manöver der Objekte zeugen von Beschleunigungen von über 30g; tödlich für eine Besatzung und nur erklärbar mit stark reduzierter Trägheit. Dass dies real so stattgefunden hat, bezeugen z.B. die UFO-Sichtungen um 1990 im Aachen-Belgischen Grenzgebiet die hunderte Menschen erlebt haben, darunter auch mein Nach-bar, der mir das Erlebnis ausführlich und zweifelsfrei  geschildert hat. Die belgische NATO-Luftüberwachung ließ AbfangJäger aufsteigen, und im Moment der Radarerfassung verschwand das Objekt mit etwa 34g Beschleunigung; so der NATO- General in der Pressekonferenz. Das Bender-Institut in Freiburg klärt fast alle gemeldeten UFO- Sichtungen auf, aber die Aachen-Belgische widersetzt sich allen bekannten Deutungs-versuchen. Der gleiche UFO-Typ (großes Dreieck mit einem zentralen und drei nach unten strahlenden Scheinwerfern an den Ecken)  ist 100 Jahre eher in Canada erschienen und in Zeitungen aufgezeichnet worden. Der Autor  forschte im Schrifttum nach alten UFO-Aufzeichnungen, und fand viele, die älteste aus der Pharaonenzeit vor 3000 Jahren.    Aus den Beobachtungen geht  hervor, dass die „Besucher“  über die Technologien der Trägheitsabsenkung längst verfügt haben müssen.  Es ist eine großartige Leistung des Autors durch die Lösung der allgemeinen Feldgleichungen Einsteins   eine mathematische Spiegelung der Trägheitsbeeinflussung vorzustellen.  Viele andere Aussagen des Autors über Struktur und Wesen der Elementarteilchen halte ich für fragwürdig, da die m.E. nicht aus der SR, sondern aus der QM erwachsen müssen, diese aber von ihm in ihrer heutigen Form leider als unreif abgelehnt wird. Die QM passt mit ihren Wahrscheinlichkeiten nicht in sein materielles, mechanistisches Weltbild und ist schädlich für den wissenschaftlichen Fortschritt. Wie eingangs schon erwähnt, kommen solche Ansichten für mich nicht in Frage.

Slip Wave  Antrieb  Der Autor weist darauf hin, dass das berühmte Michelson-Morlley  Experiment nicht geeignet war, um die Existenz des Äthers auszuschließen, da zum Nachweis masselose Photonen verwendet worden sind.  Wegen ihrer Masselosigkeit können sich Photonen im Äther, bzw. Raum nur mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Wegen der Speziellen Relativitätstheorie kann man dann nicht auf irgendwelche Ätherwinde schließen. Der Autor ist im Buch dazu übergegangen Äther und Raum als synonyme  Begriffe zu verwenden. Der Äther muss Festkörpereigenschaften haben, denn sonst ist nicht zu erklären, dass das Licht transversal schwingt. Aus den Lösungen der Allgemeinen Feldgleichungen offenbart die SR die Möglichkeit –mit Hilfe besonderer extrem starker Magnetfelder - durch lokale Raumstauchungen und – Dehnungen einem Raumschiff Über-Lichtgeschwindigkeiten zu ermöglichen.  Der Autor nennt diese Technik „Slip Wave Antrieb“ und ist überzeugt, dass auch diese Technik von Aliens schon längst beherrscht wird. Die Spezielle Relativitätstheorie wird dabei nicht verletzt, da es sich hier nicht um Bewegungen im Raum, sondern um Raumbewegungen selbst handelt. Dadurch können Reisezeiten zu sehr weit entfernten Zielen extrem verkürzt werden. In der Science-Fiction- Literatur werden oft Reisewegverkürzungen durch Wurmlöcher genannt. Der Autor hat mit seiner SR –Theorie das verblüffende Ergebnis erhalten, das so eine Wurmlochreise keinerlei Zeitgewinn bringen würde.  

Technische Herausforderungen Die zur Trägheitsreduzierung und dem Slip-Wave-Antrieb  notwendigen extrem hohen Magnetfelder können durch supraleitende Spulen im Raumschiff erzeugt werden, wenn man einen Werkstoff findet, der bei Raumtemperatur und den Feldstärken seine supraleitenden Eigenschaften behält. Den gibt es z. Zt. offiziell noch nicht. Wie weit man im Geheimen tatsächlich ist, kann der Autor nicht sagen. Eine zweite Herausforderung  ist, kleine leichte Kraftwerke zu entwickeln, die den Strom für die Magnetfelder erzeugen können. Der Autor fragt sich, ob die Aliens eine Art Perpeteum-mobile erfunden hätten?  Das ist natürlich Unsinn, denn auch die Aliens haben die gleichen Naturgesetze wie wir. Hier merkte ich, dass der Autor  Logiker, aber kein Physiker ist. Drittens benötigen wir hochwirksame Abschirmtechniken, die die Mannschaft im Raumschiff vor den tödlich starken Magnetfeldern schützt. Es ist wegen der Geheimhaltung völlig unbekannt, welche Fortschritte zur Problemlösung schon gemacht worden sind.      

Spekulative Aussagen   Der Autor widmet ein Großteil seines Buches für Spekulationen  was mit den neu gewonnenen Erkenntnissen alles gemacht werden könnte. Das geht bis hin zu interstellarer Raumfahrt mit der Möglichkeit die Erde zu verlassen, wenn es  unmöglich werden sollte  hier weiter zu existieren (Meteorit, Vulkan, Klima, Sonne…).  Er stellt die Frage, ob intelligentes Leben einen „Big Crunch“ überdauern kann, falls das Weltmodell aus einer (unendlichen ?) Aufeinanderfolge von Universen besteht? Ich erwähne das, kommentieren möchte ich es aber nicht. Wir haben hier eine Brücke zu religiösen Aussagen.

Religiöse Aussagen   Bei Diskussionen mit Physikern ist der Autor  häufig  auf Ansichten gestoßen wie: „Das ganze Weltgeschehen ist ein Zufallsprodukt, entstanden aus dem Nichts“.  Solches  lehnt der Autor kategorisch ab. Allein die Feinabstimmung der Naturkonstanten, die er im Buch behandelt, kann nicht Zufall sein. Dahinter muss eine Schöpfungsabsicht stehen, um Zeit für die Entwicklung von Leben, intelligentem Leben, zu haben. Intelligentes menschliches Leben  ist Ziel und Krönung  der Schöpfung;  absolut erhaltenswert!  Das starke Anthrophische Prinzip  ist für den Autor eine Selbstverständlichkeit. Das kann auch ich nachvollziehen. Der Schöpfer (Kreator) muss an der Bewahrung seiner Schöpfung ein Interesse haben!  Die Naturgesetze schuf ER so, dass menschliche Intelligenz sie verstehen und anwenden kann und auch soll. Aliens sind uns da schon weit voraus, und wir handeln in SEINEM  Interesse, wenn wir ihnen folgen.

Fazit  Es hat mir viel Mühe gekostet, diese Buchkritik zu schreiben. Erschwerend wirkte, dass im Buch weder ein Personen- noch ein Sachregister vorhanden sind.  Gleichungen werden minimal gezeigt, und nur solche, die längst bekannt sind. Das wirklich Neue wird ausführlich, leidenschaftlich, oft mehrfach, aber nur verbal beschrieben. Für eine konkrete Weiterarbeit bedürfte es einer persönlichen Kontaktaufnahme mit dem Autor.

Das mechanisch-materialistische Weltbild des Autors entspricht dem Einsteins von 1935, als dieser sein EPR-Paradoxon formulierte. Auch ich halte Einstein für einen der größten Wissenschaftler, vor allem aber mit der Fähigkeit,  neue Einsichten auch zu akzeptieren.    Wie hätte Einstein im Erlebnisfall auf die Erkenntnisse von John Bell und die eindeutigen Ergebnisse der EPR-Tests reagiert? Wir wissen es leider nicht; aber ignoriert hätte sie Einstein, so wie es der Autor tut, bestimmt nicht.  Die Lösung der Allgemeinen Feldgleichungen Einsteins mit der Vorhersage der Anti-Gravitation und Anti-Trägheit war für mich der größte Gewinn aus der Buchlektüre; die Verteufelung der QM als Wissenschaftsbremse stellt einen unakzeptablen Standpunkt dar.  Wenn ich die QM als noch unvollständig bezeichnen soll, dann nur in dem Sinn, dass die Formulierung einer Quantengravitation als Basis der QM noch nicht gelungen ist.  Selbst wenn wir das geschafft hätten, besäßen wir immer noch keine TOE, die unsere geteilte Wirklichkeit aus Potentialität und  Faktenrealität vollständig spiegeln müsste. Da hat es sich der Autor mit seinen TOE-Schwärmereien viel zu leicht gemacht. Er sollte die Stirn haben, sich aus der jünger haften Abhängigkeit Einsteins zu befreien.

Gern schließe ich diese Buchkritik mit den Worten des Anglikanischen Geistlichen und bedeutenden Quantenphysikers John C. Polkinghorne: "An Gott im Zeitalter der Naturwissenschaften zu glauben bedeutet die Gewissheit zu haben, dass hinter der Geschichte des Universums ein Gedanke und eine Absicht stehen, und dass der EINE, dessen verborgene Gegenwart sich darin ausdrückt, unser Anbetung wert und der Grund unserer Hoffnung ist".

Aachen, im Oktober 2022       Dr. Georg Link

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