Was ist Leben, interdisziplinär betrachtet?

Leitartikel von Andreas Losch

Wenn wir uns fragen, woran man Leben erkennen kann, erscheint uns das zunächst als evident. Man kann doch den Unterschied zwischen einem Stein und einem Baum gut sehen, oder gar den zu einem Tier. Denkt man jedoch weiter über die Frage nach, ist es gar nicht mehr so einfach zu sagen, worin strukturell eigentlich der Unterschied liegt. Was unterscheidet Leben vom Unbelebten? Lange hat man geglaubt, dem Leben sei eine besondere Vitalkraft zu eigen. Biologen sagen aber deutlich: Leben ist nichts als Chemie und Physik. Können Philosophie und Theologie sich damit aber zufriedengeben, wenn Aristoteles von einer selbstverwirklichenden Kraft spricht, die jedem Organismus innewohnt, und es in biblischen Texten Gottes Atem ist, der der Welt Leben einhaucht?

Über diese Fragen haben wir auf einer Konferenz in Bern intensiv nachgedacht, und es ist nun auch das Ergebnis der Bemühungen erschienen, das Buch What is Life? On Earth and Beyond (Cambridge University Press 2017) Zusätzlich zu einer Auswahl der Konferenzbeiträge, die auch Beiträge von vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlern umfasst, kommen darin namhafte internationale Naturwissenschaftler, Philosophen und Theologen zu Wort. Der Skopus des Buches geht außerdem über die Frage „Was ist Leben?“ hinaus, und umfasst Überlegungen zur Wahrscheinlichkeit und Bedeutung der möglichen Existenz extraterrestrischen Lebens für die Menschheit, doch diese sollen nicht Thema dieser kurzen Darstellung sein.

Die naturwissenschaftliche Sichtweise 

Was ist Leben? Diese Frage ist der Titel eines Buches, welches der Physiker Erwin Schrödinger veröffentlicht und was vielleicht auch einen gewissen Einfluss auf denjenigen Molekularbiologen gehabt hat, welcher mit James Watson zusammen die Doppelhelixstruktur der Erbgutinformation (DNA) entdeckt hat: Francis Crick. So etwas wie einen Informationskern in den Zellen hatte bereits Schrödinger postuliert, der zudem mit dem Postulat einer Art „Negentropie“ an die richtige Beobachtung anschloss, dass sich Leben im Gegensatz zum Rest des Universums zu immer höheren Ordnungen entwickelt, die Entropie im Bereich des Lebendigen also nicht zunimmt, sondern lokal abnimmt. Das allerdings, so weiß man heute, ist eine generelle Eigenschaft offener Systeme, die im Austausch mit ihrer Umgebung stehen.

Aus heutiger Sicht ist der Schlüssel zum Leben wissenschaftlich betrachtet wahrscheinlich die besondere Art der Beziehung, in die sich die physikalisch-chemischen Bestandteile im Laufe der Evolution historisch angeordnet haben. Diese Beziehung kann durch ihre selbsttragende Struktur, im Stoffwechsel zum Ausdruck kommende Offenheit und natürlich die Fähigkeit zur (leicht mutierenden) Replikation charakterisiert werden kann. Die Replikationsfähigkeit führt angesichts der stets begrenzten Umweltressourcen zur natürlichen Selektion, in der sich die an die jeweilige Umwelt besser angepassten Mutationen durchsetzen. Leben ist also keinesfalls nur Chemie und Physik, sondern ebenfalls eine besondere Art von Entwicklungsgeschichte, wie der Biologe Antonio Lazcano gern betont, und er ist überzeugt, man bräuchte eigentlich eine eigene Sprache für die Biologie, sowie sie die Physik mit der Mathematik gefunden hat. Mathematik mag für die Biochemie noch reichen, für die Evolutionsbiologie als eigenständige Wissenschaft reicht sie nicht mehr. 
Wenn wir wiederum mangels Alternativen unsere Alltagssprache für die Biologie einsetzen müssen, projizieren wir so die uns als Menschen gegebene Intentionalität und Zielgerichtetheit auf die Ebene der Biologie, was für Lazcano einen Kategorienfehler darstellt. Biologen sind generell gegenüber den oft wiederholten Versuchen sehr skeptisch, Aristoteles‘ Idee der Entelechie wiederzubeleben oder gar einen göttlichen Plan in der Natur zu entdecken, nicht zu reden von den auch theologisch hoch problematischen Versuchen des Kreationismus, und kommen diese versteckt im Gewande des sog. „Intelligent Design“ daher. Darwin hat diese Designtheologie in Form der natürlichen Theologie Paleys ja gerade überwunden.

Was sagt die Philosophie dazu?

Das genannte Buch enthält daher Beiträge von Philosophen und Theologen, und es stellt sich natürlich die Frage, wie diese so verschiedenen Disziplinen mit den Naturwissenschaften umgehen können. Kann die Philosophie heute noch etwas zur Naturwissenschaft beitragen, oder gar die Theologie? Oder stehen ihre Anschauungen den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nur im Weg, wie doch die hitzigen öffentlichen Debatten über Intelligent Design & Co zeigen? Schlagen vielleicht wiederum die Biologen über ihre Stränge, wenn sie eine Zielgerichtetheit der Entwicklungsgeschichte ausschließen?

Es ist nun gerade ein Biologe und Philosoph, Michel Morange, der in dem Buch darauf hinweist, dass man über die Antwort „Leben ist nur Physik und Chemie“ hinausgehen muss, und es eben die besondere Art der Beziehung der Bestandteile ist, die Leben ausmacht. Angesichts der sich entwickelnden synthetischen Biologie und aufkommenden astrobiologischen Fragen macht es Sinn, die Frage nach dem Leben wieder neu zu stellen; auch wenn der Übergang zwischen Nicht-Leben und Leben graduell sein sollte, wie eigentlich alles in der Naturwissenschaft, bleibt die Frage nach dem feinen Unterschied. Wie geht Leben also aus der unbelebten Materie hervor?

Die Antwort ist derzeit noch einfach: wir wissen es nicht. Eine scheinbare Antwort auf diese Frage, welche die Frage aber mehr versteckt als beantwortet, ist die Aussage, Leben sei eine Form von Emergenz. Im englischen wird das noch deutlicher, weil die Aussage „Leben emergiert aus der unbelebten Materie“ dieselbe wie „Leben geht aus der unbelebten Materie hervor“ ist. Emergenz ist dort also kein Fachbegriff, sondern nur eine umschreibende Redeweise. Wenn man so möchte, ist die Rede von der Emergenz ein naturphilosophischer Platzhalter, bis man den naturwissenschaftlichen Unterschied besser beschreiben kann.

Kann die Theologie damit leben?

Wenn man die Frage stellt, wie die Theologie mit diesem Befund umgehen kann, macht man schon die Richtung deutlich, in welcher der Dialog von Theologie und Naturwissenschaften normalerweise verläuft: die Naturwissenschaft ist im Wandel, und die in diesen Dialog involvierten Theologen sind der Ansicht, dass die Theologie über die gewandelten Vorstellungen nachdenken muss, weil sie sonst unreflektiert althergebrachten naturphilosophischen Vorstellungen anhängt. Zu Darwins Zeiten machte es vielleicht noch Sinn, einer Designtheologie anzuhängen, ja ihre Verbreitung beförderte sogar das Naturkundestudium sehr. Heute dagegen ist es keine gute Theologie mehr. Vielleicht kann man auch fragen, ob Darwin wirklich ein schlechter Theologe war, wie manchmal behauptet wird, und nicht umgekehrt vielleicht gar ein sehr guter, der die Fehlschlüsse der Theologie seiner Zeit erkannt hat.

Wie schon in der Physik musste eine „kopernikanische Wende“ her, welche die Ansichten des gemeinen Menschenverstandes aus höherer Einsicht überwindet. Auch Philosophen und Theologen waren dieser zunächst offensichtlich erscheinenden Sichtweise verfallen, und wie sollte man es vor Darwin auch besser wissen? Für Darwin aber ist die Komplexität des Lebens gerade nicht Beispiel einer intelligenten Gestaltung. Während für Paley eine Taschenuhr am Strand ein ebenso deutliches Zeichen von Design wie das komplexe menschliche Auge war, kontert Darwin diesen Gedanken mit eigenen naturphilosophischen Überlegungen: „Fast jeder Teil eines jeden organischen Wesens steht in einer so schönen Beziehung zu seinen komplizierten Lebensbedingungen, dass es ebenso unwahrscheinlich scheint, dass irgendein Teil auf einmal in seiner ganzen Vollkommenheit erschienen sei, wie dass ein Mensch irgendeine zusammengesetzte Maschine sogleich in vollkommenen Zustand erfunden habe.“ (Die Entstehung der Arten, S. 41) Will heißen: Paleys Beispiel hinkt, weil auch eine Maschine (wie die Taschenuhr) nicht vom Himmel fällt, sondern schrittweise entwickelt und gebaut wird.

Eine Theologie der Gegenwart angesichts der Wissenschaft

Nun hat die Theologie heute natürlich das Problem, dass die Naturwissenschaften inzwischen so schnell voranschreiten und so breit aufgestellt sind, dass man mit dem Lauf der Erkenntnis gar nicht mehr mitkommt. Aber ist der Rückzug aufs „Eigentliche“ – etwa die Auslegung der Schrift – eine Lösung?

Der Schweizer Theologe Karl Barth war davon überzeugt, und in der Tat ist eine solche Haltung erst einmal sehr hilfreich, und wesentlich sinnvoller als kreationistische Versuche, ein naives Bibelverständnis mit pseudowissenschaftlichen Evolutionsverklärungen zu verteidigen (z.B. der künstlichen Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroevolution). Gegenüber solchen Übergriffen auf das andere Gebiet hat sich Barth verwehrt, übrigens auch gegenüber Grenzüberschreitungen seitens philosophischer Extrapolationen der Naturwissenschaftler. „Schuster bleib bei deinem Leisten“ ist erst einmal ein äußerst sinnvoller theologischer Ansatz.

Der Ansatz hat aber auch Nachteile, denn man ist dadurch ja nicht auch vor Einflüssen der Umwelt auf das eigene Denken gefeit. So war Karl Barth z.B. in der Frage der Stellung von Mann und Frau ein äußerst traditioneller Denker. Doch die traditionelle Meinung zu wahren, ist auch in der Theologie nicht automatisch der Wahrheit näher, und das gilt natürlich insbesondere für den eigenen naturphilosophischen Rahmen. Theologen sind sich bewusst, dass auch die Bibel aus dem Kontext ihrer Zeit zu lesen ist, und dies gerade wenn man zu ihren zentralen Dimensionen vorstoßen und ihren Kern bewahren will. Wer die Bibel „wörtlich“ verstehen will, versteht sie damit aus seinem unreflektierten Kontext der heutigen Zeit und missversteht sie vielleicht gründlich.

Auf ähnliche Weise wie Fundamentalisten die Bibel lesen, behaupten auch manche Naturwissenschaftler gerne, es ginge in ihrer Disziplin nur um Faktenauslese. Nun sind aber auch Naturwissenschaftler Menschen und müssen ihre Ideen zur Interpretation der Daten und Beobachtungen von irgendwo beziehen.  Die der Wissenschaftstheorie Kundige wissen, dass nicht nur alle Theorien empirisch gesättigt sein müssen, sondern dass auch alle empirischen Daten bereits „theoriegeladen“ sind. Die Natur beantwortet nur die Fragen, die man ihr auch stellt, wie bereits Kant gesehen hat. Allerdings geschieht Erkenntnisfortschritt in der Naturwissenschaft – anders als Kant es sich vorstellte – vor allem durch die Möglichkeit einer auch negativen Antwort (Falsifikation). Vielleicht können Philosophie und Theologie der Naturwissenschaft deswegen gar helfen, über die eigenen oft unreflektierten Vorannahmen – die „Theoriegeladenheit“ der Forschung – nachzudenken. Das ist aber nur möglich, wenn Philosophie und Theologie ihrerseits auf der Höhe der Zeit sind, ihre Traditionen also stets aktualisieren.

Was ist Leben, nun theologisch betrachtet?

Ich möchte an Michel Moranges Beobachtung anschließen, dass es eine besondere Art der Beziehung seiner Bestandteile ist, die Leben ausmacht. Als Theologe glaube ich, dass es eine zusätzliche Beziehung zur Transzendenz ist, die Leben zum Leben macht (Jackelén). Diese Gottesbeziehung ist, weil eben transzendent, nicht nachzuweisen, und dennoch ein Kernbestand des religiösen Glaubens. Glauben bietet ja keinen Gottesbeweis, sondern im besten Falle begründete Gewissheit.

Selbst Stephen Hawking fragte bereits: „Was haucht den Gleichungen das Feuer ein?“ (so dass ihre mathematischen Beschreibungen in unserer Welt einer Wirklichkeit entsprechen), und ebenso steht der biblische Atem Gottes nicht für eine innerweltliche Eigenschaft des Lebens, sondern für eine Grundbeziehung allen Lebens zu Gott, ohne den es nicht – leben würde.

Wenn man Gott z.B. als Ursache der Emergenz versteht, benutzt man ihn vielleicht doch wieder als Lückenbüßer, ein Gedankenschritt der sich in der Geschichte der Theologie und Wissenschaft als redundant erwiesen hat. Bereits Laplace hatte formuliert: Ich brauchte diese Hypothese nicht. Ich bin daher wie gesagt davon überzeugt, auch die Idee der „Emergenz“ ist ein philosophischer Platzhalter, bis man die Dinge in der Sprache der Naturwissenschaft besser beschreiben kann.

In gewisser Weise könnte aber auch die Theologie mit ihren Überlegungen so zur Geburtshelferin wissenschaftlicher Erkenntnisse werden: indem sie in ihrer eigenen Sprache an gewissen Orten den Platz frei hält für weitere Erkenntnisse und damit der menschlichen Versuchung trotzt, wir wüssten im Grunde schon alles. Dies geht natürlich nur, wenn sie bereit ist, sich gewissermaßen bei Bedarf von diesen Positionen zurückzuziehen, wozu sie sich insbesondere philosophisch immer des Unterschieds zwischen Transzendenz und Immanenz bewusst sein muss. Und tatsächlich kann man mit gewissem Grund sagen, dass auf solche Herangehensweise nichts geringeres als die Urknalltheorie gefunden worden ist, wie Dominique Lambert anhand ihres Erfinders, des Physikers and Priesters Georges Lemaître, gezeigt hat.

Teleologie oder Teleonomie?

Dennoch, die alte Vorstellung, es müsse so etwas wie ein Ziel für die biologische Entwicklung geben, hält sich hartnäckig. Sind nicht gerade wir Menschen Zeuge einer Entwicklung hin zu immer komplexeren Wesen auf der Erde? Oder ist diese Annahme doch nur ein Rest der mittelalterlichen Scala Naturae, mit dem Menschen ganz weit oben und Gott an der Spitze? Wir müssen wissen, das allermeiste Leben auf der Erde ist ziemlich einfach gehalten. Mikroben füllen so ziemlich jeden Winkel auf der Erde, und neuere Stammbäume des Lebens beginnen zwar bei einem angenommenen LUCA (Last Universal Common Ancestor), also einem gemeinsamen Ursprung, verzweigen sich dann aber in drei völlig verschiedene Richtungen, von denen der Mensch nur eine kleine Verästelung darstellt. Biologen lehne jede Vorstellung einer Teleologie daher ab.

Sie würden wohl die Existenz einer Art Teleonomie zuzugestehen, also einer Eigenschaft von Systemen, auf der Basis von programmierten Informationen abzulaufen, die uns zielgerichtet erscheint, tatsächlich aber rein kausalimmanent erklärt werden kann. Vielleicht ist die Teleologie daher schlicht eine philosophische und theologische Interpretation der natürlichen Zusammenhänge. Als religiöser Mensch glaube ich, dass Gott die Welt so geschaffen hat, dass es „gut war“ und werden wird. Wenn ich aber versuchen würde, dieses Wirken Gottes in der Welt zu verorten, würde ich dann nicht ein weiteres Mal versuchen, Gott in der Welt habhaft zu werden? Wäre also nicht gerade das ein Ausdruck der größten menschlichen Versuchung – der wiederum gläubige Menschen vielleicht am leichtesten erliegen?

Wenn ich mich aber an Gott selbst festmache und keine Naturbeweise benötige, also die Elementarunterscheidung von Transzendenz und Immanenz verinnerliche, dann kann ich auch den Naturwissenschaften einschließlich der Biologie zugestehen, auch ohne die Gotteserklärung (in welcher Ausdruckform auch immer) auszukommen. Wie gesagt, die Wissenschaftsgeschichte hat uns das eigentlich gelehrt, und der „Lückenbüßergott“ ist spätestens seit Bonhoeffer auch theologisch verabschiedet.

Der eingangs genannte Biologe Antonio Lazcano ist übrigens Mexikaner, seiner Überzeugung nach nicht gläubig, und gesteht dennoch gerne zu, dass die Grundidee einer linearen Entwicklungsgeschichte aus dem jüdisch-christlichen Glauben stammt, daher nicht zufällig in diesem Kulturkreis entwickelt worden ist. Wir haben damit neben der Urknalltheorie wohl ein weiteres Beispiel dafür, wie die Theologie die Naturwissenschaft befruchtet hat. Überraschend? In Wirklichkeit gibt es offensichtlich viel mehr Wechselwirkungen als Wissenschaftsideologen zugeben wollten. Ihre Abwehrhaltung allerdings kann man leider verstehen, wenn man die kreationistischen Versuche beobachtet, eine „alternative Wissenschaft“ voranzubringen, um ihr Glaubenskonstrukt zu schützen (das sie natürlich als auf einer wörtlichen Lesart der Bibel fundiert ansehen). Ich bin überzeugt, der Glaube an den lebendigen Gott hat eine andere Gestalt.

Andreas Losch
Veröffentlicht im März 2018

 

Dr. theol. Andreas Losch ist verantwortlicher Redakteur dieser Webseite.

Sie lesen lieber aus einem Buch? Sie finden diesen Artikel auch in unserem zweiten Buch zu dieser Webseite, "Die Vermessung der Welt und die Frage nach Gott" (Bonn 2018). 18 Beiträge von renommierten Autoren, darunter auch ein Nobelpreisträger, führen in den Dialog mit der Wissenschaft angesichts der Gottesfrage ein.

Paul Wrede, Saskia Wrede (Hg.), Charles Darwin: Die Entstehung der Arten. Kommentierte und illustrierte Auflage, Wiley 2013

Antje Jackelén, Life: an ill-defined relationship. In D. Evers, M. Fuller, A. Jackelén and K.-W. Sæther, (Hg.), Issues in Science and Theology: What is Life?, Springer 2015, S. 69–85.

Dominique Lambert, Wurde die Urknalltheorie aus Glauben geboren? Lemaîtres Uratom-Hypothese

Antonio Lazcano, Precellular Evolution and the Origin of Life: Some Notes on Reductionism, Complexity and Historical Contingency, in: Andreas Losch (Hg.), What is Life? On Earth and beyond, Cambridge 2017, S. 75-95

Andreas Losch (Hg.), What is Life? On Earth and beyond, Cambridge 2017

Michel Morange, Science and Philosophy Faced with the Question of Life in the Twentyfirst Century, in: Andreas Losch (Hg.), What is Life? On Earth and beyond, Cambridge 2017, S. 97-110

Bildnachweis
Blue DNA texture #179309453 © Fotolia, Urheber: peshkova
Cover von What is Life? On Earth and beyond © Cambridge University Press 2017
Ammonit mit Gryphaea #16797056 © Fotolia, Urheber: Jürgen Fälchle
Die mittelalterliche Scala Naturae als Treppe, welche Fortschritt impliziert, aus Ramon Lull‘s Ladder of Ascent and Descent of the Mind, 1305 © Wikimedia commons

Was macht das Leben aus?

Was ist für Sie das Besondere am Leben?

Andreas Losch argumentiert, es sei gar nicht so einfach zu sagen, worin strukturell eigentlich die Besonderheit von Leben liegt. Lange habe man geglaubt, dem Leben sei eine besondere Vitalkraft zu eigen. Biologen aber sagten deutlich: Leben ist nichts als Chemie und Physik. Können Philosophie und Theologie sich damit aber zufriedengeben, wenn Aristoteles von einer selbstverwirklichenden Kraft spricht, die jedem Organismus innewohnt, und es in biblischen Texten Gottes Atem ist, der der Welt Leben einhaucht? Was meinen Sie?

Kommentare (2)

  • Manfred Reichelt
    Manfred Reichelt
    am 01.03.2018
    Die Naturwissenschaft postuliert den Anfang von Raum und Zeit - und damit den Ursprung der Materie - mit dem Urknall. Folglich war vor Raum und Zeit Nicht-Raum und Nicht-Zeit, also das Ewige.
    Materielle Gesetzmässigkeiten sind deshalb gegenüber dem Ewigen nachrangig.
    Das bedeutet Materie ist nicht die Herrscherin im Kosmos, sondern etwas anderes. Die Betrachtung lebendiger Organismen zeigt, dass diese materielle Stoffe und Gesetzmässigkeiten in ihren Dienst stellen, sie verzwecken, funktionalisieren. Das solange, wie sie lebendig sind.
    Das zeigt, Leben ist der Materie übergeordnet und kann niemals aus ihr entstanden sein. Leben ist also ewig. Wie es auch die Bibel sagt. Was vergänglich ist, sind lediglich die LebensFORMEN. Das Leben kennt keinen Tod. Was wir "Tod" nennen, ist die Änderung des Lebensstromes, -zieles hin auf "Entkörperung".
  • Bernd Waibel
    Bernd Waibel
    am 15.03.2018
    Darwin hat nach grundlegenden Gesetzen des Lebens geforscht – das ist der richtige Weg. Er fand heraus, dass es in der Natur nie so etwas geben kann wie künstliche Wahlzucht – weil es nicht dauerhaft funktioniert. Er schrieb, dass „seine Theorie vernichtet“ wäre, wenn nur ein entsprechendes Beispiel gefunden würde (Entstehung der Arten, Deutsch, Koch, 1876 Seite 231). Was der Mensch mit den Nutzorganismen anstellt, nannte er „eine merkwürdige Eigentümlichkeit“ (w.o., S 49). Mit dem Neolithikum begann also eine Perversion (Verdrehung des Natürlichen) und eine evolutionäre Sackgasse. Anderes Beispiel: Wer hat schonmal in Natur ein Wirbeltier entdeckt, das nicht frei im Sinne des Wortes war? Der Begriff Freiheit stammt vom germanischen fri-halsa, was bedeutete, dass „einem der Hals selbst gehört“. Das trifft auf alle Tiere in der Natur zu, also wieder grundlegende Regelmäßigkeiten. (s. Die verdrängten Gesetze der belebten Natur, ZEIS Verlag). Und was tut Mensch (Massentierhaltung)?

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